Die freundliche Elbe-Stadt

Der Hass der Nazis

Im Internet stellt sich Heidenau als "freundliche Elbe-Stadt" vor, Schlagzeilen macht dieser Ort in diesen Tagen mit Nazis, die sich erst besaufen und dann Steine werfen, Bürgermeister Jürgen Opitz fürchtet in einer aktuellen Pressemitteilung um den Ruf von Heidenau, weil Flüchtlinge um ihr Leben bangen müssen. 

Politiker sprechen von "Schande", der Bundesinnenminister droht dem Mob mit der "ganzen Härte des Rechtsstaates", während der Mitteldeutsche Rundfunk über Verbindungen der sächsischen Polizei zur rechtsradikalen Szene spekuliert. Die NPD schweigt sich auf ihren Internet-Seiten aus - könnte ein Zeichen für "klammheimliche Freude" sein. Aber auch die Bundeskanzlerin schweigt.

Gewalt macht immer fassungslos. Gewalt beginnt im Kopf, wird zu Worten und dann zu Taten. Wie eine Meinung im Kopf entsteht, darüber streiten sich nicht nur die Gelehrten. Kürzlich hat jemand bei Facebook die Antwort eines Kindes gepostet, das gefragt wird, ob es in seinem Kindergarten auch Ausländer gibt. Sie lautet: "Nein, nur Kinder!" Und wenn die Frage eines Tages wieder durch den Kopf dieses Kindes kreist - würde es dann wieder so antworten? Oder hätte es dann schon seine Unbefangenheit verlernt?

Denn genau das verlernen wir, wenn wir nicht aufpassen: unsere Unbefangenheit, unsere Fähigkeit, auf andere zuzugehen und von dem anderen weder etwas Schlimmes zu erwarten noch ihm etwas Schlimmes zu wünschen. So unbefangen sollten wir auch bleiben, wenn wir enttäuscht werden, uns benachteiligt fühlen oder schlecht behandelt werden. Alle haben bei der ersten Begegnung die gleiche Unbefangenheit verdient. Das Unbekannte sollte uns neugierig machen, nicht misstrauisch. Auch Misstrauen ist Gewalt.

Hüten sollten wir uns auch davor, nun alle auf Heidenau zu zeigen und zu sagen: "Siehste, die nun wieder." "Die nun wieder" kann morgen schon ein anderer Ort sein. Heidenau hat 16 500 Einwohnerinnen und Einwohner, keine 16 500 Nazis. Der Mob kann sich überall zusammenrotten, wir müssen uns die Frage stellen: "Woher kommt dieser Mob?" Was treibt ihn in den Hass? Warum richtet sich dieser Hass ausgerechnet gegen Verfolgte, Verzweifelte und Geschundene? Warum hassen sich diese Nazis nicht selbst für ihre Dummheit und für ihre Unfähigkeit zur Solidarität mit Flüchtlingen, die endlich zur Ruhe kommen wollen? Die Antwort könnte sein: Sie hassen sich selbst so sehr, dass sie auch andere nur hassen können.

Dazu fällt der Bundeskanzlerin nichts ein? 

   

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