Karl Dall (II)

Wer nimmt eine Stalkerin mit aufs Hotelzimmer?

Zu meiner Schweizer Zeit habe ich mir hin und wieder den "Blick" gekauft. Für mich war diese Zeitung stets eine harmlosere "Bild"-Zeitung, die bei der Sensationsmache lediglich übte. Doch inzwischen ist dieses Boulevardblatt zumindest für die Journalistin A. S. gefährlich geworden. Denn sie wird als "Karl Dalls Stalkerin" bezeichnet. Dieser Komiker aber hat diese Frau mit in sein Hotelzimmer genommen. Wer macht denn so was mit einer Stalkerin?

In der Schweiz meldet sich nun ein Mann nach dem anderen zu Wort, der von A. S. belästigt worden sein will. Selbst wenn all diese Geschichten stimmen sollten, bliebe doch der Vergewaltigungsvorwurf, mit dem sich die Ermittlungsbehörden beschäftigen. Der muss geklärt werden - und zwar offenbar sehr schnell. Sonst machen der "Blick" und andere Zeitungen so weiter.

Bei Vergewaltigung handelt es sich um ein Verbrechen. Soll diese Tatsache im Medienrummel untergehen? A. S. hat sich heute in der "Bild am Sonntag" zu Wort gemeldet. Sie ist also auch nicht klüger als Karl Dall, der "Bild" in der vorigen Woche vorgeheult hat, wie schlimm es im Gefängnis war. Aber die Wärter waren nett - und bei der täglichen Zigaretten-Ration hatte er nach eigenen Angaben einen "Dall-Bonus". Dieser Komiker hat wohl noch nicht begriffen, was ihm vorgeworfen wird.

Wer würde sich schon so ins Scheinwerferlicht stellen, wenn es um Mord ginge? Eine Vergewaltigung ist Mord an einer Seele, die vielleicht nie wieder gesund wird. Da man die Seele nicht sehen kann, darf man nun über ein vermeintliches Opfer herziehen, weil man dann endlich wieder in der Zeitung steht? Wer Karl Dall auf diese Weise entlasten will, leistet ihm einen Bärendienst. Wenn sich dieser Komiker schon laufend öffentlich zu Wort melden muss, dann sollte er es mit einer Distanzierung von solchen Leuten tun.

Zur Achtung vor dem Leben gehört auch die Achtung vor der Sexualität. Die ist von Spießern lange genug in den Dreck gezogen worden - und es gibt immer noch genügend Leute, die Sex nur als Mittel zum Zweck des Kinderkriegens akzeptieren wollen. Was dieser Tage ein Bischof - ebenfalls aus der Schweiz - in einem Hirtenbrief gegen die Homo-Ehe wieder deutlich gemacht hat.

Blick in den "Blick"

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