Medienkompetenz

Wie sehen diese Meilensteine aus?

Das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung und die Niedersächsische Medienanstalt setzen nach eigenem Bekunden Meilensteine für die Medienkompetenz. Heute findet in Hannover eine landesweite Fachtagung statt. Motto "Lernen ohne Zeit und Raum". Das sei wichtig, weil man sich bei häufigeren Ortswechseln in der Welt sonst gar nicht mehr zurechtfinden würde.

Die Medienkompetenz hat mehrere Seiten. Kinder und Erwachsene müssten nicht nur lernen, wie sie Informationen finden und gewichten können. Die Medien müssten auch verraten, woher ihre angeblichen Weisheiten stammen und für wen sie verbreitet werden.

Der Präsident des Landesinstituts für schulische Qualitätsentwicklung drückt das vor der Fachtagung so aus: „Schülerinnen und Schüler sollen befähigt werden, ihr eigenes Leben selbstständig und verantwortungsbewusst zu gestalten und für sich und andere Verantwortung zu übernehmen. Dazu gehört auch, dass sie fähig werden, sich umfassend zu informieren und die Information kritisch zu nutzen. Die schulische Realität entspricht diesem Anspruch noch nicht." Das hat Wulf Homeier zweifellos schön gesagt.

Die Medien jedoch werden immer inkompetenter. Verleger wechseln gute Redakteure gegen billige Hilfskräfte aus, die ins Rathaus marschieren, dort eine Pressemitteilung abholen und diese anschließend nicht nur abschreiben, sondern auch noch den Eindruck erwecken, was sie zu Papier bringen, sei ihnen selbst eingefallen. Auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten erwischt man immer häufiger dabei, dass bei ihnen Gutgläubigkeit vor Recherche geht. Den Rest regeln Interessenverbände in den Aufsichtsgremien.

Informationen werden gewaschen. Wenn ein Großunternehmen seine Meinung wirkungsvoll verbreiten will, schaltet es eine Agentur ein, die das von der Firma Gewollte als objektiv erforderlich verkauft, die Medien kaufen das diesen Agenturen ab. Das durchschaut niemand sofort. Solche Meldungen müssten also mit einem Warnhinweis versehen werden, der da lauten könnte: "Die Agentur Y hat von der Firma X 10 000 Euro für diese Nachricht bekommen, damit wir sie veröffentlichen." Die Öffentlichkeit irritieren kann man als Unternehmen oder als Lobbyist auch mit Untersuchungen und Studien, die so ausfallen, wie sie ausfallen sollen. Bei der Verbreitung der Ergebnisse muss nur verschwiegen werden, wer dafür bezahlt hat.

Wie in diese Medienwelt Schulen passen sollen, die Kinder nicht nur stark, sondern auch noch kritisch machen, sollte Wulf Homeier uns erklären. Für die meisten Medien arbeiten könnten die doch gar nicht mehr. Wo gibt es denn noch Verleger, die mehr wollen als Geld machen? Und wenn es solche Verleger gibt, wie weit kommen die noch? Da werden doch lieber Säue durchs Dorf gejagt, damit sich die Leserinnen und Leser unterhalten fühlen. Deshalb sind die Schulen nicht nur noch nicht so weit, wie Homeier das möglicherweise gern hätte, sie sollen gar nicht so weit kommen.

Als der Student Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 während einer Demonstration gegen den Schah in West-Berlin von der Polizei ermordet worden ist, forderten wir als Schüler eine sofortige Aufklärung. Schon wurden wir als Lügner abgestempelt. Diesen Stempel behielten wir über 30 Jahre lang. Bis man endlich zugab: Es war Mord. Die Wahrheit ist oft eben auch eine Zeitfrage. Sagt man sie zu früh, gilt man als Störenfried.

Das Gleiche dürfte für die Ermordung von John F. Kennedy gelten. Wer sich diese tolldreiste Geschichte von einem Einzeltäter in einem Schulbuchlager ausgedacht hat, muss uns schon für sehr blöd halten. Wäre Lee Harvey Oswald wirklich der Kennedy-Mörder gewesen, hätte er nicht kurz nach der Verhaftung ermordet werden können. Ein Nachtclubbesitzer sollte die Geschichte beenden, bevor man den Märchenerzählern auf die Schliche gekommen wäre. Die fast schon entlarvt worden waren. Die "Berliner Illustrierte" meldete damals nämlich, dass die Route, die der Konvoi von Kennedy in Dallas nahm, kurzfristig geändert worden war, in der ersten Meldung über das Attentat war von Schüssen die Rede, die von vorne abgegeben worden seien. Was wirklich geschehen ist, erfahren wir auch noch. Bis dahin wissen wir möglicherweise auch, wer Arafat ermordet hat.









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