Pech-Pflegeeltern

Ein Junge macht Spritztour - ein Mädchen will Ausbilder umbringen

"Langwedel/Verden - Obwohl er kaum über das Lenkrad schauen konnte, schnappte sich ein elfjähriger Junge die Autoschlüssel seiner Mutter und kurvte durch die niedersächsische Gemeinde Langwedel."

Diese Meldung hat am 24. Januar 2012 in fast allen deutschen Zeitungen gestanden. Auch bei google taucht sie mehrfach auf. Dort findet sie eine Mutter aus Lübeck. Die fragt sich sofort: "War das mein Junge?" Der hat fast sein ganzes bisheriges Leben bei Pflegeeltern in Langwedel verbracht. Er schnappte sich also nicht die Autoschlüssel seiner Mutter, sondern die seiner Pflegemutter.

Vor diesen Zeitungsberichten hatte die Mutter aus Lübeck einen Anruf des Verfahrensbeistandes ihres Kindes bekommen. Der erzählte, dass der Junge etwas angestellt habe, er sei nun in einer Einrichtung. Mehr wisse er nicht. Was gelogen war. Gesteht der Verfahrensbeistand einen Monat später vor dem Familiengericht in Verden.

In Familiensachen bestellt das Gericht einen Verfahrensbeistand, das Jugendamt einen Vormund. Der Verfahrensbeistand ist laut Gesetz vor Gericht "Anwalt des Kindes", der Vormund übernimmt Teile des oder das gesamte Sorgerecht. Verfahrensbeistände kennen die Kinder, für die sie sich einsetzen sollen, kaum, der Vormund aus dem Jugendamt noch weniger. Manchmal ist es auch umgekehrt.

Die Mutter und ich klappern telefonisch Einrichtungen ab, in denen der Elfjährige sein könnte. Vergeblich. Erst vor dem Familiengericht wird das Geheimnis gelüftet. Der Junge ist im Wichernstift in Ganderkesee, dort riss er auch schon aus.

Der Verfahrensbeistand berichtet dem Gericht von einem Besuch des Kindes in dieser Einrichtung. Bei dieser Gelegenheit habe der Junge versucht, seine Mutter in Lübeck anzurufen. Habe sie aber nicht erreicht. Dass der Junge falsche Telefonnummern gewählt hat, verschweigt der Verfahrensbeistand.

24. Februar 2012, zwei Tage nach der Anhörung vor dem Familiengericht in Verden: Der Junge bekommt von mir ein Geschenk zum 12. Geburtstag. Auf einer Karte teile ich ihm die aktuellen Telefonnummern seiner Mutter in Lübeck mit. Einen Anruf bekommt sie nicht.

Schließlich nimmt sich das Jugendamt von Lübeck der Sache an, am 19. September 2012 soll noch einmal ein Termin vor dem Familiengericht in Verden stattfinden. Die Pflegeeltern sagen ab. Sie und das Jugendamt müssen am gleichen Tag vor dem Landgericht in Verden erscheinen. Dort wird über einen Mordversuch verhandelt. Wenige Tage vor dem Familiengerichts-Termin macht auch das Jugendamt von Verden einen Rückzieher und schickt der Mutter aus Lübeck einen Abschlussbericht. Bescheinigt wird ihr von dieser Behörde, dass sie endlich "einsichtig" sei. Der Junge ist inzwischen in einer Einrichtung in Schleswig-Holstein. Der 12-Jährige hielt, was er vor Jahren seiner Mutter versprochen hatte: "Ich reiße so lange aus, bis ich wieder zuhause bin." Das könnte bald geschehen.

Was jetzt schon wie ein Krimi klingt, wird noch spannender. Verloren hat die Mutter ihren Jungen im Säuglingsalter in der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch. Diese Einrichtung wurde bis Anfang Juli 2011 von dem Sozialpädagogen Ruthard Stachowske geleitet, der diese Einrichtung in eine Psycho-Sekte verwandelte und Familien systematisch zerstörte. Die Mutter aus Lübeck war schon nach kurzer Zeit aus der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch wieder abgehauen. Als sie ihren Jungen aus der Einrichtung holen wollte, sagte Stachowske: "Deinen Jungen bekommst du nie wieder." So ist er zu den Pflegeeltern in Langwedel gekommen, die ihrem Pflegekind erzählten, dass seine Mutter tot sei.

"War es – wie angeklagt – ein Mordversuch, oder doch nur ein, allerdings gefährlicher Streich, für den eine 19-jährige Heranwachsende aus der Nähe von Langwedel seit gestern vor der 3. Großen Strafkammer des Landgerichts Verden steht?"

Diese Meldung vom 20. September 2012 ist nicht in fast allen deutschen Zeitungen erschienen, sondern lediglich in der Regionalpresse. Vor der 3. Großen Jugendstrafkammer des Landgerichtes von Verden hat gestern ein Prozess gegen eine 19-Jährige wegen eines Mordversuchs begonnen. Sie ist bei den gleichen Pflegeeltern aufgewachsen wie der Junge aus Lübeck.

Sie heißt Petra S., macht sich bei Facebook ein Jahr älter, hat ihren Kopf kahlgeschoren, auf dem Facebook-Foto hält sie ein Handy in der Hand, mit dem sie sich gerade fotografiert. Zu jener Zeit, als ihr Pflegebruder mit einem Auto durch Langwedel kurvte, ärgerte sie sich in Husum über ihren Ausbilder, wollte sich mit ihm treffen und wurde noch wütender, als sie mit ihren Einladungen keinen Erfolg hatte. Deshalb sprühte sie am 18. Januar 2012 das Wort "Menschenmörder" auf das Auto ihres Ausbilders und drohte ihm in einem anonymen Brief: "Ich treibe dich in den Tod."

Das soll sie am 23. Februar 2012 probiert haben. Mit einem Komplizen fuhr sie schwarz gekleidet nach Wesselburen, die beiden trennten mit Werkzeug, das sie aus ihrem Ausbildungsbetrieb in Husum mitgenommen hatte, die hinteren Bremsleitungen des Autos ihres Ausbilders durch. Die vorderen Bremsleitungen schnitt Petra S. allein durch.

Am nächsten Morgen setzte sich ihr Ausbilder in sein Auto, in der Einfahrt warteten seine Kinder. Die Bremsen versagten, das Fahrzeug schoss über die Einfahrt und über die Straße. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.

Sechs Verhandlungstage hat das Gericht für diesen Fall angesetzt, am ersten Verhandlungstag erweckte die 19-Jährige den Eindruck, es habe sich lediglich um einem schlechten Scherz gehandelt. Sie sei davon ausgegangen, dass der Motor versagen werde - wie das Jugendamt von Verden wohl davon ausgegangen ist, für Petra S. und den Jungen aus Lübeck die richtigen Pflegeeltern gefunden zu haben...







Kommentare

  1. Klingt wirklich wie aus einem Krimi...nur der Unterschied zwischen dieser Pflegefamilie und dem Krimi ist das es sich im wahren Leben tatsächlich so ergeben hat. Das was Petra gemacht hat ist Krank und nun sollte das Jugendamt seine Fehler eingestehen,obwohl selbst wenn nicht ;-) wird es für das Jugendamt eh noch Teuer genug, wenn die Leiblichen Eltern schlau genug sind.
    Ich wünsche der Leiblichen Familie sehr das sie schnell ihren Jungen wieder haben, wo er hingehört der arme Bursche.

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